Interview Ruth Fehling - Brigitte Kuhnimhof am 15.06.2022 in unserer schönen Küche im Pfarrhaus Reichenbach
Ruth: Liebe Brigitte, dein Ruhestand steht unmittelbar vor der Tür. Du bist knapp zwei Wochen noch hier und hast wirklich sehr, sehr viele Jahre hier gearbeitet. Meine erste Frage ist einfach: Weißt du, wie lange? Und welche Pfarrer waren hier und welche Kolleg*innen hast du gehabt?
Brigitte: Also, ich habe jetzt auf den Tag genau 28 Jahre in der Pfarrei gearbeitet, zunächst für St. Wendelin Reichenbach und dann für die Kirchengemeinde … (Anm. der Redaktion: Es folgte eine immer länger werdende Liste mit Namen von Kolleg*innen, mit denen Brigitte im Laufe ihrer Zeit hier gearbeitet hat – dazu die Sorge jemanden zu vergessen, also „…“. Aber Sie, die Leser und Leserinnen können sich gerne mal selbst eine Liste machen, an wen Sie sich noch erinnern …)
Ruth: Ihr seid inzwischen ein großes Team an Sekretärinnen, und ich vermute, in deinen ersten Jahren – hast du da hier allein gearbeitet?
Brigitte: Ja, natürlich. Da war ich allein mit Pfarrer Kneis, der mich eingearbeitet und mir genaue Aufgaben und Anweisungen gegeben hat. In der Zeit von Pfr. Greulich wurde das Pfarrhaus zum Büro umgebaut. Unter Pfarrer Dorbath war es so, dass ich praktisch mit den pastoralen Mitarbeiter*innen allein im Pfarrhaus war, Pfarrer Dorbath hat in Langensteinbach gearbeitet.
Ruth: OK, dann wart ihr alleine hier?
Brigitte: Ja, er kam praktisch zu Besuch… (Gelächter)
Ruth: … Und hat einen Kaffee gekriegt …
Brigitte: … immer mittwochs nach der Schülermesse
Ruth: Und dann hattet ihr so eine Art Dienstgespräch, Absprachen?
Brigitte: Ja, genau, erst mit Hr. Kuderer und dann mit mir.
Ruth: Die Kirchengemeinde hat sich in diesen 28 Jahren, in denen du hier gearbeitet hast, sicher sehr verändert. Nicht nur, dass sie viel größer geworden ist, ich glaube, es hat sich so auch in dem, was hier wichtig ist, was an Themen da ist, dass sich da viel geändert hat. Hast du da einen Überblick? Verschwimmt das? Oder kannst du dich an etwas Besonderes erinnern?
Brigitte: Am Anfang habe ich für St. Wendelin gearbeitet. Und man hat kaum über den Tellerrand geblickt, weil in den anderen Gemeinden noch weitere Pfarrer waren. Dadurch, dass die Seelsorgeeinheit dann zusammengewachsen ist, hat sich dann schon sehr viel verändert. … Früher habe ich mich hauptsächlich hier um das Pfarrblatt, die Veranstaltungen, die Gottesdienstordnung, die Verwaltung der Amtshandlungen von Taufe bis Beerdigung gekümmert, nachher hat man den Blick geweitet und es kamen ganz andere Themen dazu: Öffentlichkeitsarbeit auf der Homepage, Buchhaltung und alles, das ist so unglaublich viel und auch viel komplizierter geworden.
Ruth: Was waren denn jetzt zuletzt deine Aufgaben?
Brigitte: Ja, ich habe mich sehr gerne um die Jubelpaare der Gemeinde gekümmert, dann hatte ich einige Bereiche aus den Finanzen, wie die Caritas-Plus-Leistungen, Spendenbescheinigungen und Caritassammlung, und ich denk mal, in der Öffentlichkeitsarbeit bin ich auch öfter aufgetaucht, durch die Briefe, die in der Gemeinde verteilt werden, an die Senioren, Ehrenamtlichen, Geburtstagskinder… Ich war halt immer für die Korrekturen zuständig, … und dies auch in Zusammenarbeit mit den pastoralen Mitarbeiter*innen, die die Briefe geschrieben haben. Das war oft ein Gemeinschaftsprojekt. Das hab ich sehr gerne gemacht.
Ruth: Ja, das ging weit über die Arbeit einer Sekretärin hinaus, wenn du da inhaltlich mitsprichst und gestaltest. – Gibt es was, was du mit besonders viel Freude gemacht hast und wo du sagst: Das werde ich bestimmt in guter Erinnerung behalten?
Brigitte: Also, ich glaube der Kontakt zu den Menschen hier: im Büro, zu Pfr. Ret, den pastoralen Mitarbeiter*innen, den Kolleg*innen, zu den Gemeindemitgliedern, die immer ins Pfarrbüro kamen, lange Jahre. Das ist jetzt nicht mehr so häufig wie früher. Und auch zu den Ehrenamtlichen. Das hat mir wirklich sehr viel Freude gemacht.
Ruth: Ja, und da hast du ja auch viel Kontakt gehabt. Das Pfarrbüro ist ja sowas wie eine erste Anlaufstelle. Die Leute klingeln, kommen hier rein, oder rufen an.
Brigitte: Ja genau. Ich hab auch bedauert, dass das in Coronazeiten so eingeschränkt war. Aber dann hat man doch manche Menschen auch wieder am Telefon erlebt. Also, gerade dieser Kontakt zu den Ehrenamtlichen, den Gruppierungen, zu allen, die hier arbeiten, daran werde ich gern zurückdenken.
Ruth: Ich glaube, für viele von den Ehrenamtlichen bist du so etwas wie eine Institution hier in der Gemeinde. Wir werden gucken müssen, wie es ohne Brigitte Kuhnimhof hier weiter geht … Es wird sich schon was verändern.
Brigitte: Ja, das denke ich schon. Aber es ist ja so, dass Ines Henkenhaf schon seit einigen Jahren hier ist und längst die Hauptleitung des Büros übernommen hat. Da bin ich auch sehr froh. Denn da waren viele Dinge dabei, die ich nicht so gerne gemacht hab, wie die Betreuung der Bauvorhaben, die ganzen Abrechnungen usw.
Ruth: Gibt es was, wo du sagst: Das vermisse ich jetzt nicht, wenn ich in den Ruhestand gehe?
Brigitte: Na, ich denk mal, den Stress, der hier doch auch herrscht, und, ja, diese ganze Buchhaltung, mit Barkasse und allem Drum und Dran, das werde ich wohl nicht vermissen, diesen ganzen ausufernden Verwaltungskram...
Ruth: Ich habe noch eine Frage zu der Zeit davor: Erinnerst du dich noch, wie es dazu gekommen ist, dass du hier angefangen hast bei uns zu arbeiten?
Brigitte: Ja, natürlich, ich erinnere mich sehr gut. Franziska Otto hat damals Nachfolgerinnen gesucht für das Bildungswerk, und da hatten wir mal ein gemeinsames Gespräch mit Margrit Kuderer. Ich war schon bereit, ehrenamtlich Bildungsarbeit zu machen, aber ich suchte auch einen Job, nachdem ich einen kaufmännischen Wiedereinstiegskurs gemacht hatte, und da sagte sie mir, Pfarrer Kneis sucht doch eine Sekretärin. Zunächst konnte ich mir das nicht so wirklich vorstellen, aber ich muss sagen, dass ich in den vielen Jahren immer mehr hier reingewachsen bin, und ich glaube, dass ich hier am richtigen Ort war.
Ruth: Schön. (…)
Brigitte: Ja, ich hab ja immer mehr Bereiche übernommen, in die ich mich eingearbeitet habe, und es hat sich mit diesen ganzen Verwaltungsvorschriften und -pro-grammen wirklich so viel verändert. Das war dann immer eine Herausforderung. …
Ruth: Wenn du einen Wunsch für die Kirchengemeinde frei hättest, was würdest du uns denn wünschen?
Brigitte: Da muss ich erst überlegen.
Ruth: Das macht ja nichts …
Brigitte: Ich würde mir wünschen, dass die einzelnen Pfarreien noch mehr zusammenwachsen. Da gibt es zum Teil immer noch Vorbehalte untereinander. Und dass möglichst viele Menschen hierbleiben, gerne kommen und sich so zu Hause fühlen, wie ich mich zu Hause gefühlt habe und zu Hause fühle. Und dass sie Möglichkeiten haben, sich hier zu begegnen. Und dass die Seelsorge so toll bleibt, wie sie jetzt ist und dass es viele Möglichkeiten gibt, sich in unseren schönen Kirchen und Pfarrzentren zu treffen.
Ruth: Ja, und ich hoffe, dass du mit dabei bist, ja, da bin ich mir eigentlich sicher (Lachen). Du bist ja auch ein einladender Mensch in deinem Wesen, dass du daran teilnimmst und das mitgestaltest.
Brigitte: Ja, ich freue mich eigentlich darauf, dass ich dann privat hierher kommen kann, und ich werde sicher oft an den Gottesdiensten teilnehmen und an Veranstaltungen. Ich werde weiter im Bildungswerkteam mitarbeiten und Programm anbieten. Und vielleicht kommt mir auch noch eine Idee, nach einer Pause jetzt, was ich ehrenamtlich sonst noch machen könnte.
Ruth: Und für dein privates Leben?
Brigitte: Ja, da möchte ich die Dinge tun, die ich auch im Bildungswerk wichtig fand, Körper, Geist und Seele pflegen, Neues lernen und entdecken, vielleicht nochmal Sprachen auffrischen, ein bisschen mehr Sport, und die Seele, ja, Beziehungen mit Familie und Freunden pflegen, das möchte ich gerne machen.
Ruth: Das klingt nach einem sehr schönen Ruhestand (beide lachen). Also, das wünsch ich dir von Herzen, dass du dich hier erst mal gut verabschieden kannst. Und dass es für dich dann auch gut weitergeht. Magst du gerade noch sagen, wie wir hier deinen Abschied gestalten?
Brigitte: Ja, ich werde am 10. Juli im Gottesdienst in Reichenbach verabschiedet, und anschließend gibt es einen kleinen Umtrunk auf dem Pfarrhof, damit man noch ein paar Worte wechseln kann.
Ruth: Und da sind viele Menschen dann da …
Eine letzte Frage. Da dürfen deine Kolleginnen jetzt besonders gut hinhören: Ein guter Tipp für deine Kolleginnen im Sekretariat: Was ist wichtig?
Brigitte: Also, den Überblick behalten und Ruhe bewahren in dem ganzen Stress und einfach freundlich auf die Leute zugehen, die was von einem wollen, die herkommen oder sich melden. Ich glaube, das ist sehr wichtig. Das gehört wirklich zu meinem Bild von dem Beruf dazu, dass man einfach auch für die Leute da ist. Aber das machen die natürlich ja schon alles.
Ruth: Brigitte, vielen Dank für das Interview. Eine gute Zeit und wir werden uns sehen.
Brigitte: Ganz sicher …
Ruth: Gute letzte Tage dir hier …